2005-03-02 17:00
a. lernte ich kennen, als ich als telefonkeiler für eine zeitung gearbeitet habe.
sie war 19 oder 20, dunkles haar, braune rehaugen. und sie war spröde und unnahbar.
das mochte ich anfangs recht gerne, weil ich dachte, das sei die harte schale, hinter der sich grosse geheimnisse verbergen müssten, die zu entdecken ich mir vorgenommen hatte.
ich war 21.
wir kannten uns gerade erst seit einer woche, als sie bei mir einzog.
und ich fand es anfangs irgendwie interessant, dass wir keinen sex hatten.
absolut keinen.
ich dachte, wenn sie es wert wäre, begehrt zu werden, dann war sie es auch wert, auf sie zu warten.
eigentlich hätten meine alarmglocken laut schrillen müssen, als sie in unserem meinem wohnzimmer ein bonnie tyler - poster an die wand hängte. immerhin war das 1991, und bonnie tyler war kein nostalgisches retro-ding, sondern blutige, tagesaktuelle realität.
aber da schrillte nichts. im gegenteil dachte ich, dass das alles nur an mir liegen konnte. mit meiner wahrnehmung musste irgendwas nicht stimmen, sicherlich.
a. sagte einmal zu mir:
"eigentlich bist du genau so ein arschloch wie alle männer."
nach kurzer nachdenkpause ergänzte sie:
"aber die meisten anderen sehen besser aus."
wohlgemerkt, nicht im streit fielen solche aussagen, sondern ganz nebenher, ohne (für mich) erkennbaren anlass.
und ich dachte, das wird schon stimmen, was sie sagt.
mein lieber freund klaus, dem ich oft und ausführlich von meiner wohn-und lebenssituation berichtete, wunderte sich.
als irgendwann a.s schwestern anfingen, jeden tag in meiner küche zu kochen, mir nichts vom gekochten anzubieten und einen berg an schmutzigem geschirr zurück zu lassen, wurde ich etwas unrund. schliesslich musste ich alles wegräumen. bat ich a. um hilfe, wurde ich als chauvinist beschimpft.
klaus verstand nicht, warum ich mir das gefallen liess.
einmal gab a. eine zeitungsannonce auf:
"junges mädchen nimmt jede art von arbeit an".
mit unserer meiner telefonnummer.
als immer öfter obszöne anrufe kamen - genaugenommen kamen sie sofort nach erscheinen der annonce, 24 stunden am tag, in minutenabständen, verstand a. sofort, was zu tun war:
sie beschloss, den anrufern anzubieten, mit ihnen telefonsex zu haben, gegen bezahlung.
das geld sollten sie per post an meine adresse schicken.
klaus versprach mir, den eilig abmontierten telefonapparat gut zu verwahren, und meinte, es wäre an der zeit, was zu tun.
ich tat nichts.
auch als der nette herr kam, um die plakate abzuholen, die a. in seinem auftrag gegen vorkasse hätte aufhängen sollen, und mir unter gewaltandrohung die vorauszahlung wieder abnahm (a. war gerade nicht zu hause), bleib ich ruhig.
ich wusste, wenn ich nicht bedachtsam und geduldig bleiben würde, würde a. nie mit mir schlafen. immerhin hatte sie erst kurz davor auf meine annäherungsversuche in einer art reagiert, die meine hoffnungen sinken liess:
"wenn du´s nicht aushältst, kannst du dir ja einen runterholen. aber geh dazu auf´s klo und mach´s nicht im bett, sonst ekelt mir."
charmant.
inzwischen wohnten wir doch schon beinahe zwei monate zusammen.
klaus meinte, ich sei ein vollidiot.
und irgendwann, sonntagabends, stand klaus in meinem wohnzimmer, ging schnurstracks auf a. zu und knöpfte ihr die schlüssel zur wohnung ab.
sagte mir, ich solle ihre sachen packen.
und warf a. einfach aus unserer meiner wohnung.
ich bin ihm bis heute dankbar.
es dauerte 8 jahre, bevor ich wieder mit einer frau zusammenwohnen wollte.
aber das ist eine andere geschichte.
hajime_kobe - 2. Mär, 17:00
2005-02-13 05:59
was sex betrifft, sind männer jämmerliche kreaturen.
frauen haben übrlicherweise sex, weil sie sex haben wollen.
im schlimmsten fall ist der sex langweilg; im besten fall ein spirituelles erlebnis.
männner haben primär sex, um sich selbst zu beweisen, dass sie sex haben können.
wie, wann und mit wem ist da of sekundär.
und ob es gut oder nicht sooo doll war, bekommen sie meist nicht mit.
schlimm ist ja, dass männer oft nicht wisssen, wann´s reicht. da wird oft gebaggert, was das zeug hält, obwohl sie an der frau, die sie anbaggern, gar nicht interessiert sind. von emotionalem interesse reden wir mal gar nicht - nein, nicht mal ganz oberflächlich körperliches interesse geschweige denn sympathie ist für männliches brunftgehabe voraussetzung. immer wieder mal passiert es, dass mann mit frauen im bett landet, von denen er eigentlich gar nichts will. und danach fühlt er sich dann elend und will am liebsten auch noch bemitleidet werden.
armer schwarzer kater.
weil männner ja in erster linie immer in sich selbst verliebt sein könnnen wollen.
und weil sie merken, dass sich eigentlich traurige, flache gestalten sind, brauchen sie immer zeugs, um sich selbst gut finden zu können. schnelle autos, schicke anzüge, teure uhren. und frauen, die möglichst so aussehen wie die, die die tollen typen in den filmen dauernd abschleppen.
männer tun sich prinzipiell schwer, leute wirklich kennen zu lernen.
weil die meisten männer so beschäftigt damit sind, möglichst wenig über sich selbst zu wissen - aus angst vor den abgründen, die sich da auftun können - lehnen sie es ab, anderen leuten - insbesondere frauen - eine eigene persönlichkeit zuzugestehen.
weil, dann hätten die ja was, dass ihnen selber fehlt.
das können männer nicht zulassen.
weil männer immer besser sein wollen als alle anderen.
und deswegen haben männner meist furchtbar langweiligen sex.
und selbst, wenn sie grossartigen sex haben, merken sie´s oft nicht.
traurig.
aber irgendwie geschieht´s uns ganz recht.
hajime_kobe - 13. Feb, 05:59
2005-02-09 17:43
mit s. war es eigenartig.
ich hatte sie als arbeitskolegin kennen gelernt (nein, nicht als dj - die andere arbeit, die ich 40 stunden die woche mache), und fand sie recht nett.
absichten hatte ich keine, ich war zu dem zeitpunkt unsterblich in k. verliebt (nein, nicht die k. aus der anderen geschichte. in die war ich ja nicht verliebt. vermutlich. sondern die andere k., ebenfalls eine arbeitskollegin).
jedenfalls war ich gerade so beschäftigt damit, k. weichzukochen, dass ich nicht bemerkte, dass s. mehr als nur kollegiales interesse an mir zeigte. wir plauderten öfter mal, s. und ich, und ich war froh, jemanden gefunden zu haben, der ich mich ob meiner glücklosen avancen bei k. anvertrauen konnte.
k. lebte nämlich mit ihrem freund zusammen, der manisch-depressiv war. k. erzälte mir oft, wie schwierig das für sie gewesen sei - sie müsse jedes wort genau abwägen, weil die kleinste bemerkung massive psychotische schübe bei ihrem lebensgefährten verursachen konnte.
das belastete k. sehr.
ich hörte immer geduldig zu, und riet k. schliesslich, sie solle sich doch nicht so sehr verantwortlich fühlen, sie würde sich unnötig aufopfern und ihr eigenes leben hintanstellen, und sie solle hinterfragen, ob das, was sie an ihn binde, nicht letztlich nur mitleid sei. k. meinte, das könne durchaus so sein. schliesslich beschloss sie, sich eine wohnung zu suchen.
natürlich sagte ich das alles ohne auch nur den hauch eines eigennützigen hintergedankens.
wenig später erzählte mir s., dass k. nicht zur arbeit gekommen war. ihr freund hatte sich in der gemeinsamen wohnung erhängt, nachdem er k.´s handschriftliche markierungen in den immobilieninseraten gefunden hatte. ka hatte ihn gefunden, als sie von einer wohnungsbesichtigung nach hause kam.
oh.
mist.
das hatte ich nicht gewollt.
einige wochen später sah ich k. wieder - sie trat mit ihrer band in einem lokal auf und hatte die ganze abteilung eingeladen.
ich wusste nicht, wie ich mich k. gegenüber verhalten sollte. das fiel aber nicht weiter auf, da k. mich ohnehin keines blickes würdigte. also betrank ich mich und genoss mein gigantisch grosses selbstmitleid.
es war s., die mich aus düsteren gedanken riss und sich zu mir setzte. natürlich musste ich erstmal ausgiebig darüber jammern, wie arm und bedauernswert ich sei, und s. bemitleidete mich ausgiebig.
irgendwann küsste sie mich dann.
als ich versuchte, zu erklären, dass ich sie als freund und kollegin schätzte, aber für eine beziehung nicht bereit sei (man kennt diese leider ja), passierte etwas recht unerwartetes:
s. brach in tränen aus, stürmte aus dem lokal und auf die dicht befahrene strasse zu.
natürlich lief ich hinterher.
natürlich umarmte ich sie. aus mitleid.
als s. micht fragte, was ich eigentlich von ihr wolle, wusste ich keine antwort. vermutlich hatte ich sie in wirklichkeit schon seit wochen angebaggert, ohne es selbst zu merken.
natürlich stiegen wir in ein taxi.
natürlich fuhren wir zu mir.
nach dem sex war das mitleid plötzlich weg.
dass s. manisch-depressiv war, erfuhr ich erst später.
nach etwas mehr als einem jahr endete unsere beziehung beinahe so katastrophal, wie sie angefangen hatte.
hajime_kobe - 9. Feb, 17:43
"hast Du mich noch lieb?" ist eine frage, dei man nur stellen sollte, wenn man halbwegs sicher sein kann, dass sie nicht mit betretenem schweigen und zu-boden-blicken beantwortet wird.
hajime_kobe - 9. Feb, 12:05
2005-01-18 15:16
eine zeit lang sagte ich immer ja.
natürlich führte das immer wieder zu komplikationen. als ich nämlich herausgefunden hatte, wie ich mich zu verhalten hatte, um frauen auf mich aufmerksam zu machen, war ich so begeistert, dass ich eben dieses verhalten bei jeder gelegenheit ausprobieren musste.
im klartext: ich baggerte jede frau im umkreis von 15 metern bei jeder sich bietenden gelegenheit völlig hemmungslos an, egal, ob ich mich für sie interessierte, oder nicht.
im nachhinein gesehen war das nicht nett von mir. vor allem ja auch, weil ich vor mir selbst immer als besonders nett dastehen wollte. und darum hörte ich mit dem baggern oft erst auf, nachdem ich mein opfer über längere zeiträume so eingekocht hatte, dass das arme ding sich bereits auf heiraten und zusammen alt werden eingestellt hatte.
und dass ich meist auch noch glaubte, meinen irrtum durch absolute offenheit auszugleichen, half nicht.
man sollte seiner freundin nicht nach 2 monaten beziehung eröffnen, dass man sie eigentlich gar nicht leiden kann. für sowas haben die meisten frauen nur wenig verständnis.
und selbst, wenn ich mal wirklich verliebt war, konnte ich einfach nicht aufhören mit baggern. und obwohl ich meinen freundinnen immer prompt erzählte, mit wem ich bei welcher gelegenheit fremd gegangen war und warum das alles natürlich nichts mit unserer beziehung zu tun hatte, nahmen die mädels sowas doch meist recht persönlich.
ich konnte das damals nicht wirklich verstehen. ich meinte das doch alles nicht böse. ich wollte doch nur lieb gehabt werden.
wenn jungs so richtige arschlöcher sind, ist meist bodenlose blödheit die unmittelbare ursache.
hajime_kobe - 18. Jan, 15:16
eine zeit lang war ich ständig stoned.
die daraus resultietrende trägheit machte vorhaben wie "einkaufen gehen" oder "jemanden anrufen" zu schier unüberwindbaren aufgaben.
und kommunikation funktionierte gar nicht. (ausser natürlich mit meinen 2 besten freunden, die die meiste zeit genauso bekifft waren, wie ich selbst. mit denen sprach ich aber meist nur über psychedelische musik und ihre bewustseinserweiternden qualitäten).
ich hatte wenig sex, damals. die meisten weiblichen bekanntschaften nahmen rasch reissaus, wenn ich anfing, über die intelligenz von steinen, ufos oder die weltverschwörung zu philosophieren.
ich kann es ihnen nicht verdenken.
das änderte sich drastisch, als ich irgendwann anfing, in lokalen aufzulegen. von djs erwartete man damals, dass sie abgehoben waren. "abgespaced" nannte man das.
mein erster grösserer, regelmäßiger job war ein lokal, wo vorwiegend sixties liefen. der doors-film war gerade im kino gelaufen, und die jungen dinger trugen alle indische hemden, glockenjeans und bunte perlen, hörten hendrix, joplin, pink floyd und die beatles. und ein paar davon kamen jeden sonntag und himmelten mich an, k., s., s. und m.
ich war es ja nun wirklich gar nicht gewohnt, angehimmelt zu werden. schon gar nicht von hübschen jungen dingern in indischen hemden, die nach patchouli und rosen dufteten. also verliebte ich mich sicherheitshalber in alle 4. und weil wir alle hippies waren und uns alle lieb hatten und ständig sehr stoned waren, vergass ich vor lauter küssen und herzen und umarmen manchmal, die nächste platte aufzulegen.
k. war 19, hatte langes braunes haar und war gerade mit der schule fertig geworden. sie wusste noch nicht genau, was sie studieren wollte und hielt jim morrison für gott. irgendwann lud sie mich zu sich nach hause ein, zu einer party, wie sie meinte.
als ich zu ihr kam, waren keine gäste da. die hätten alle abgesagt, erzählte mir k. und grinste mich breit an. und ich schrumpfte augenblicklich auf eine grösse von 5 cm zusammen. schliesslich war ich hier plötzlich nicht mehr der dj, sondern nur noch hajime, unsicher, verwirrt und vollkommen weggedröhnt. und ich war es nicht mehr gewohnt, mit frauen alleine zu sein. das ständige kiffen hatte mich so unglaublich sensibel gemacht und meine wahrnehmung in so kosmische sphären werweitert, dass ich von der materiellen welt so gut wie nichts mitbekam.
genaugenommen war ich in den 2 jahren, die ich ausschliesslich mit kiffen verbracht hatte, zu einem sozialen krüppel geworden. andere menschen nahm ich fast ausschliesslich als mir unverständliche und damit unerfüllbare erwartungshaltungen wahr; alle wollten offensichtlich irgendwas von mir, aber ich hatte keine idee, was, und wie ich dem gerecht werden sollte.
k. wollte ganz offensichtlich irgendwas von mir.
also stand ich da und sagte nichts. ich hatte keine ahnung, wie ich mich zu verhalten hatte.
k. fand das offenbar irgendwie charmant/niedlich/mitleidserregend, also machte sie mir erstmal kaffe und erzählte von der demo, bei der sie neulich gewesen war. ich versuchte, zuzuhören und wirkte vermutlich wie ein depp.
5 minuten später lagen wir in k.s viel zu kleinem bett.
danach sagte k., dass das ihr erster orgasmus mit einem mann gewesen sei und sah mich sehr verliebt an. ich hätte sie sehr glücklich gemacht, meinte sie.
ein paar wochen später würde ich sie sehr unglücklich machen. aber das wusste ich noch nicht.
als am nächsten tag das telefon läutete, war m. dran
hajime_kobe - 18. Jan, 15:15
7:45h
ich komm nach hause.
der abend war wohl länger als geplant.
m. getroffen.
m. kenn ich schon länger.
einer von den leuten, mit denen ich schon den einen oder anderen abend verbracht habe, über dich ich aber so gut wie nichts weiss.
früher hatte m. lange dunkelblonde locken. jetzt trägt er glatze. weil die locken nicht mehr wachsen wollen. wir werden alle nicht jünger.
m. ist 4 jahre jünger als ich.
u. andererseits, ist 32. also beinahe so alt wie ich.
u. ist m.s freundin. seit august.
ich kenn sie ja erst seit heute. u. meint, sie könne nicht verstehen, warum sich frauen so sehr für djs interessieren. u. interressiert sich für mich, weil ich dj bin.
u. riecht wie eine frau, für die ich mich mal sehr interessiert habe.
die frau damals hat sich für den dj interessiert. nicht so sehr für mich.
und mich interessiert, was u. an mir interessiert. weil ich jetzt, wo ich hajime interessanter finde als früher, will, dass der dj auch noch interessant ist. früher war mir der dj ja oft sehr im weg. weil er interessanter war als ich.
und als ich nach dem job mit u. und m. in diesem cafe saß, biertrinkend, da war mir klar, dass da was sein hätte können, zwischen u. und dem dj, wenn ich noch der dj wäre, der ich früher mal war.
aber eigentlich bin ich froh, dass ich nicht mehr der von früher bin.
8:12h
hajime_kobe - 18. Jan, 15:14
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a. lernte ich kennen, als ich als telefonkeiler für...
hajime_kobe - 2. Mär, 17:00
y-chromosom
was sex betrifft, sind männer jämmerliche kreaturen.
frauen...
hajime_kobe - 13. Feb, 05:59
mitleid
mit s. war es eigenartig.
ich hatte sie als arbeitskolegin...
hajime_kobe - 9. Feb, 17:56
nee, das fragen jungs...
nee, das fragen jungs schon auch. vor allem unsichere...
hajime_kobe - 9. Feb, 17:14
:-/
ich mag deinen schreibstil, er fesselt und macht neugierig....
Attina - 9. Feb, 14:04
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