hajime



zusammen wohnen

a. lernte ich kennen, als ich als telefonkeiler für eine zeitung gearbeitet habe.
sie war 19 oder 20, dunkles haar, braune rehaugen. und sie war spröde und unnahbar.
das mochte ich anfangs recht gerne, weil ich dachte, das sei die harte schale, hinter der sich grosse geheimnisse verbergen müssten, die zu entdecken ich mir vorgenommen hatte.
ich war 21.

wir kannten uns gerade erst seit einer woche, als sie bei mir einzog.
und ich fand es anfangs irgendwie interessant, dass wir keinen sex hatten.
absolut keinen.
ich dachte, wenn sie es wert wäre, begehrt zu werden, dann war sie es auch wert, auf sie zu warten.

eigentlich hätten meine alarmglocken laut schrillen müssen, als sie in unserem meinem wohnzimmer ein bonnie tyler - poster an die wand hängte. immerhin war das 1991, und bonnie tyler war kein nostalgisches retro-ding, sondern blutige, tagesaktuelle realität.

aber da schrillte nichts. im gegenteil dachte ich, dass das alles nur an mir liegen konnte. mit meiner wahrnehmung musste irgendwas nicht stimmen, sicherlich.

a. sagte einmal zu mir:
"eigentlich bist du genau so ein arschloch wie alle männer."

nach kurzer nachdenkpause ergänzte sie:

"aber die meisten anderen sehen besser aus."

wohlgemerkt, nicht im streit fielen solche aussagen, sondern ganz nebenher, ohne (für mich) erkennbaren anlass.

und ich dachte, das wird schon stimmen, was sie sagt.

mein lieber freund klaus, dem ich oft und ausführlich von meiner wohn-und lebenssituation berichtete, wunderte sich.

als irgendwann a.s schwestern anfingen, jeden tag in meiner küche zu kochen, mir nichts vom gekochten anzubieten und einen berg an schmutzigem geschirr zurück zu lassen, wurde ich etwas unrund. schliesslich musste ich alles wegräumen. bat ich a. um hilfe, wurde ich als chauvinist beschimpft.

klaus verstand nicht, warum ich mir das gefallen liess.

einmal gab a. eine zeitungsannonce auf:
"junges mädchen nimmt jede art von arbeit an".
mit unserer meiner telefonnummer.

als immer öfter obszöne anrufe kamen - genaugenommen kamen sie sofort nach erscheinen der annonce, 24 stunden am tag, in minutenabständen, verstand a. sofort, was zu tun war:
sie beschloss, den anrufern anzubieten, mit ihnen telefonsex zu haben, gegen bezahlung.
das geld sollten sie per post an meine adresse schicken.

klaus versprach mir, den eilig abmontierten telefonapparat gut zu verwahren, und meinte, es wäre an der zeit, was zu tun.

ich tat nichts.

auch als der nette herr kam, um die plakate abzuholen, die a. in seinem auftrag gegen vorkasse hätte aufhängen sollen, und mir unter gewaltandrohung die vorauszahlung wieder abnahm (a. war gerade nicht zu hause), bleib ich ruhig.
ich wusste, wenn ich nicht bedachtsam und geduldig bleiben würde, würde a. nie mit mir schlafen. immerhin hatte sie erst kurz davor auf meine annäherungsversuche in einer art reagiert, die meine hoffnungen sinken liess:

"wenn du´s nicht aushältst, kannst du dir ja einen runterholen. aber geh dazu auf´s klo und mach´s nicht im bett, sonst ekelt mir."

charmant.

inzwischen wohnten wir doch schon beinahe zwei monate zusammen.

klaus meinte, ich sei ein vollidiot.

und irgendwann, sonntagabends, stand klaus in meinem wohnzimmer, ging schnurstracks auf a. zu und knöpfte ihr die schlüssel zur wohnung ab.
sagte mir, ich solle ihre sachen packen.
und warf a. einfach aus unserer meiner wohnung.

ich bin ihm bis heute dankbar.

es dauerte 8 jahre, bevor ich wieder mit einer frau zusammenwohnen wollte.
aber das ist eine andere geschichte.

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